2016 Vulcain Regatta

Mit der “Rieke” zur Vulcain Regatta 2016

In diesem Jahr sollte es nur ein kurzer Ausflug werden. Ich hatte nur Zeit für den Langschlag – doch es kam anders.
Völlig unvorbereitet traf mich am Abend vor der Anreise die Nachricht, dass die “Rieke” noch in Schaprode lag. Bis nach Seedorf eine stramme Tagestour, wenn da nicht die Ziegelgrabenbrücke wäre. Trotzdem verabredeten wir, Inge, Norbert und ich uns für den nächsten Tag zur Abfahrt um 04:00 Uhr.
Drei Stunden von Schaprode bis nach Stralsund und 5 Stunden bis Seedorf – so die grobe Schätzung. Die Mittagsöffnung der Ziegelgrabenbrücke war also das erste Ziel.

2016_Vulcain_IMG_2795_2_smallIn Schaprode angekommen fanden wir die “Rieke” günstig am Steganfang liegend. Also schnell einladen, Auto abstellen und nichts wie los. Der Westwind stand stark in den Hafen, der Motor lief und mit etwas Hilfe am Steg kamen wir gut frei. Was soll ich sagen auch der Schaproder Hafen hat so seine Tücken. Man sollte dicht an der Pier bleiben oder nicht in der Eile vergessen, den Tiefenmesser einzuschalten.

Endlich lag Schaprode hinter uns, der Westwind stand optimal auf die Zufahrt zum Hafen, so dass wir noch das Groß hoch bekamen. Um keine Zeit zu verlieren, fuhren wir trotzdem mit Motorunterstützung weiter. Der Wind kam zwischenzeitlich mehr aus Südwest, so dass wir an einigen Stellen hoch an den Wind mussten, um das enge Fahrwasser zu meistern. Mit Motorunterstützung alles gut zu machen. Stralsund war lange voraus zu sehen. Ohne Karte bzw. Navitronic-SW auf dem iPad waren wir immer versucht, die Strecke optimistischer einzuschätzen. Letztendlich passte alles sehr gut. Segel runter vor der Einfahrt und 10 Minuten vor der Öffnung lagen wir im Stralsunder Hafen.

Trotz des relativ schlechten Wetters, hatten sich sehr viele Segler in dem Hafenbecken versammelt und mit der Brückenöffnung begann der große Run. Der Rest bis Seedorf ist dann schnell erzählt. Sonne, Starkregen und schöner Segelwind so dass wir mit Maximalgeschwindigkeit in Richtung To. Reddewitz unterwegs waren.

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Ach ja, die Sprayhood hatten wir schon querab von Hiddensee eingebüßt. Beim Amwindkurs drückte der dichtgeholte Baum so stark auf den ersten Bügel, dass die letzten beiden verbliebenen Schrauben nachgaben. Segelspaß pur, zum Glück mit meistens Vorwind, so dass uns nur die Sturzregen zusetzen, wir aber relativ schnell wieder trockneten ;-).

Die Schätzungen war sehr gut. Wir kamen trotzdem so spät in Seedorf an, so dass kein Liegeplatz mehr frei war. Die anderen beiden Schiffe vom Verein lagen beim Seglerverein und wir fanden weitab in der letzten Ecke vor der Behelfsbrücke noch einen freien Liegeplatz. Stefan Berger war dann noch so nett und fuhr mich nach Schaprode (über 1 Stunde!), um das Auto von dort abzuholen. Was mir nicht so bekannt war .. der Parkplatz hätte eine halbe Stunde nach unserer Ankunft geschlossen. 

Dem Veranstaltern der Vulcain Regatta sei hier ein Hinweis gegönnt. Die Liegeplätze kann man sicher mit den Anmeldungen koordinieren, denn wenn man bei all dem Platzmangel als Gastlieger gegenüber dem Veranstaltungsgelände nicht einmal Zugang zu Sanitäranlagen bekommt, hinterläßt dies einen faden Eindruck.

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Für den Langschlag wurde ein relativ langer Kurs abgesteckt, knapp 80 km und wie wir später feststellten mit der Kreuz kamen wir sogar auf knapp über 50 gesegelte Seemeilen. Der Wind hatte weiter gedreht und kam aus Süd. Nach dem Start konnte wir durch geschicktes Kreuzen noch gut mithalten, aber auf dem Weg zum Landtiefwasser fielen wir hinter den großen Yachten zurück. Für diesen Tag waren 4 Bft (max 5) angesagt und der Wind zog ganz ordentlich. Im Landtief kam er achterlich und trotz aller Bedenken eine Gelegenheit den Spi zu setzen.

Ich musste nach vorne (ohne Strecktau) und sicherte mich am Mast. Nach einigen schweißtreibenden Versuchen stand der Spi dann endlich. Zurück im Cockpit genossen wir alle die Fahrt. Beim Kampf den Spi zu setzen übten wie so nebenbei auch das Halsen ;-), Norbert hatte Mühe seinen Kopf rechtzeitig in Deckung zu bringen und leider verabschiedete sich auch ein Beschlag am Mast, so dass kurzfristig der Niederholer umgehangen werden musste.

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Bis zur To. Landtief A dann schöner Vorwind, den Spi bekamen wir sauber runter und mussten nach Steuerbord anluven zur Ansteuertonne Swinemünde. Mit der Navi-Software und den Seglern voraus hatten wir kein Problem uns zu orientieren. Der Wind stand noch gut für den Rückweg zur Landtief Tonne A, aber dann ging es ans Kreuzen.

Vor uns fuhren zwei Yachten in Sichtweite und siehe da, wir kamen wieder etwas ran. Trotz der späten Stunde frischte der Wind merklich auf. Seegang reichlich aber zum Reffen war es etwas zu spät. Also ging es mit vollem Tuch bis zum engen Fahrwasser. Laut Steckenbeschreibung sollte jedes Tonnenpaar durchfahren werden. Obwohl das Hauptfeld nicht mehr sichtbar war und wir gefühlt mehr als 2 Stunden zurück lagen, hielten wir uns an die Ausschreibung und durchfuhren bis zur Tonne 11 korrekt jedes Paar. Ab Tonne 11 hatten wir Halbwind, wir konnten endlich etwas aufatmen und mussten uns nichtmehr krampfhaft festhalten. Dafür wurde es schummrig und feiner Nieselregen setzte ein. Ab der Tonne Thiessow verschwanden erst die Segler vor uns im Dunst und dann auch noch die Insel Vilm.
Steuern ging nur noch nach dem iPad und schemenhaften Umrissen voraus, aber wir kamen gut voran.

Vorbildlich umrundeten wir die Tonne Reddewitz und als wir schon am diskutieren waren, wo wir denn den Motor anlassen, lag das Zielboot plötzlich vor uns. Wir gingen als vorletztes Boot über die Ziellinie und haben uns echt gefreut, dass sie in diesem Jahr auf uns gewartet haben.
Motor an, Segel runter und dann war es dunkel.
Wo liegt die Untiefentonne? Zum Glück kam das iPad rechtzeitig zum Einsatz so dass wir nicht auf ein “Irrlicht” hereinfielen und mit einem deutlichen Schlenker zur Untiefentonne diese umrundeten.

Seemannschaft wie man sie sich nicht wünscht.
Unser reservierter Platz war trotz unserer “Reservierungsfender” und rotem Schild belegt. Zum Glück half uns der Obmann vom Segelverein und mit dem geringen Tiefgang der “Rieke” lagen wir dann glücklich vor dem Verein am Steg. Robert sollte mich für den Samstag ablösen und kam uns auf dem Steg schon entgegen. Nach gut 9 Stunden waren wir alle ganz schön geschafft. Inge zog es vor den Abend auf der “Rieke” ausklingen zu lassen, aber wir genossen dann noch die Party. 

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Übrigens, nach berechneter Zeit lagen wir nur 80 Minuten zurück. Platz 15 von 20 Booten beim Langschlag und gut 90 Seemeilen zurückgelegte Stecke an zwei Tagen.

Danke, es war mal wieder ein sehr interessanter Törn.

Jens Raabe

 

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