2023 Bornholm-Törn

Die vorangegangenen Wochen waren durch eine sehr stabile Wetterlage dem sogenannten Omega Hoch geprägt. Als wir zu unserem Bornholm-Törn in der dritten Juniwoche starteten kam das Wetter gerade wieder in Bewegung. Die Woche sollte noch von schwachen Winden geprägt sein. Also mal sehen – diesmal schien das lange geplante Ziel Bornholm machbar.

Die “Anja” bekam Verstärkung durch Heike und René – nach Chartertörns in Kroatien und Sardinien/Korsika unser dritter gemeinsamer Urlaubstörn auf der Ostsee.
Am Freitag (16.Juni.) bunkerten wir. Verpflegung „lang da“ – es ging irgendwie alles rein. Ein paar “Bordsachen”, Taschen, … wurden dafür einfach ausgelagert.
Wir waren uns einig – Bornholm sollte das Ziel sein.

Am Samstag sollte der Wind günstig für einen ersten Schlag nach Sassnitz oder Lohme sein. Naja, so richtig guten Wind gab es dann nicht, es war eher ein Schwachwindsegeln mit einer Kreuz durch das Landtief. Zum Glück hatten die Fischer zwischen Süd- und Nordperd keine Reusen gestellt.

Der Tag zog sich etwas hin und wir kamen erst am späten Nachmittag in Sassnitz an. Die Nordperd Reede mit dem LNG-Tanker mieden wir, wie angeordnet (Yacht: LNG Regeln). Die Reede lag so weit draußen, dass diese auf dem Kurs nach Sassnitz nicht störte. Lohme kam mit diesem Wind allerdings nicht mehr in Frage.
Wieder erwarten war die Marina nur mäßig besucht. Nach einem kurzen Rundgang und einem Abstecher in den Italiener beendeten wir den Tag zeitig um fit für die Überfahrt zu sein.

Kurz nach 05:00 Uhr legten wir am folgenden Tag ab. Ziel Rønne auf Bornholm. Etwas über 50sm lagen vor uns. Wegen der Wind Prognose wollten wir den Windpark nördlich passieren. Erstmal sah es etwas mau aus. Sehr wenig Wind … also mit Motorunterstützung. Es regnete wider erwarten und nachdem diese Front durch war, gab es endlich guten Wind zum Segeln. Mit dem nächsten Wolkenfeldern frischte dieser stark auf, so dass wir reffen mussten. 
Das Passieren der Windparks bereitet uns etwas Kopfzerbrechen. Wir wollten oberhalb des “Wikinger” Windpark und dem in Bau befindlichen Windpark “Baltic Eagle” hindurchfahren (Yacht: Windparks). Kurs und Wind passten dafür gut.
Die Böen hatte sich schnell wieder gegeben und ganz sachte blieb der Wind weg bzw. drehte, so dass wir wieder die Maschine zur Unterstützung nahmen. Gut 8 sm vor dem Ziel war der Wind dann so schwach, dass wir die Segel komplett bargen.
Nach gut 11 Stunden landeten wir im Sportboothafen von Rønne, dem “Rønne Lystbådehavn Nørrekås” an. Wir fanden einen Liegeplatz am ersten Steg. Interessant wie stark sich hier noch der Schwell durch die Fähren bemerkbar macht.
Der Hafenautomat, war auf “Dänisch” eingestellt. Die Sonne tat ihr übriges, also Kampf am Terminal. Mit Unterstützung ging es dann endlich und wir bekamen unser erstes Hafenticket. Diese hatten dann wie wir später feststellten, alle den gleichen Preis 244 DKK.
Der südliche Teil der Stadt war schnell erkundet. Da am Sonntag nicht viel los fielen wir zeitig etwas erschöpft in unsere Kojen.

Für den Montag waren bis 3 bft Wind angesagt und der Morgennebel soll sich gegen 09:00 Uhr lichten. Als wir kurz nach 09:00 aufbrachen, ahnten wir nicht das die vermeintlichen Wolken im Wetterradar eine durchgehende Nebelschicht waren. Wir versuchten noch zu segeln, gaben dieses Unterfangen aber bald auf, der Wind war einfach zu schwach. Bei diesem Wetter fiel das Tagesziel – die Insel Christiansö – aus. Statt dessen steuerten wir den kleinen Hafen „Hammerhavn“ an. Oder besser wir tasteten uns mit allen Sinnen voran und nachdem der Motor lief stieg unser Unsicherheit noch etwas mehr. 
Nebelfahrt eine ganz neue Erfahrung, aufziehende dunkle Schatten, plötzlich auftauchenden Fischerbojen und in der Ferne heulende Nebelhörner. Sehr schwer die Entfernungen einzuschätzen. Eine kleine Unaufmerksamkeit und der Kurs stimmte nicht mehr.
Gut das das aktive AIS ein kleines Sicherheitsgefühl vermittelte.

Der Hammerhavn war gut belegt aber wir kamen noch längsseits neben eine Hallberg Rassy, sozusagen als drittes Boot in einer Box zum Liegen. Im inneren Hafen war sehr wenig Platz zum Manövrieren aber alles klappte super und der einheimische Motorbootfahrer war damit einverstanden, dass wir ihn zuparkten.
Nachdem sich der Nebel verzogen hatte, besichtigten wir noch die  Hammershus Slotsruin. Auf dem Schlossplatz probten Spielmannszüge verschiedener Schulen, mit interressanten Darbietungen.
Zurück im Hafen nutzen wir den schon im Reiseführer beschriebenen Imbiss und es gab das erste dänische Eis. Für Heike und René eine Riesenportion mit “Topper” – einer Havnevaffel mit 2 iskugler, softicetopping, guf, flødeskum, flødebolle & syltetøj. Ich war etwas vorsichtiger mit nur 2 Kugeln. Super lecker.

Törnplanung – man könnte ja Christiansö am nächsten Tag angehen – ok. Zwar mit Kreuzen aber gut machbar bei dem angekündigten Wind. Zurück bestand jedoch das Risiko wieder vom Nebel eingefangen zu werden, der wohl über die nördliche Spitze ziehen sollte. Dem Wetterbericht war zwar nicht so richtig zu trauen aber noch eine Nebelfahrt wollten wir nicht haben.

Wir segelten deshalb am nächsten Tag nach Allinge und schauten uns die Stadt an. Schon die Hafeneinfahrt ist interessant. Ein gefühlt sehr kleiner Hafen, wie dies hier wohl in der Hauptsaison aussieht.
Der touristisch geprägte Ort ist sehr schön gepflegt und gut anzusehen. Nach gut 11/2 Stunden legten wir wieder ab.
Es ging zurück in Richtung Hasle. Zum Nachmittag bestand ein Gewitterrisiko aber wir waren schon kurz nach 15:00 Uhr da.
Wie ausgeschrieben versuchten wir es zweimal in dem kleinen Gästehafen. Die Boxen waren aber einfach zu eng! Die anderen Hafenbecken waren auch als Gästeplätze ausgewiesen und mit Heckmuringtonnen gut nutzbar.
Damit hatten wir dann heute 3,5 Anlegemanöver und das Anlegebier schmeckte bei den hohen Temperaturen ganz hervorragend.

Ein Rundgang durch den Ort rundete diesen Tag ab. Wir mussten noch in einen Supermarkt. Das Obst war knapp geworden. Hm, .., wenig Zeit für kulinarische Ausflüge, wir hatten ja auch ausreichend Proviant an Bord.

Eine Stunde einsparen, hieß die Devise am folgenden Tag. Wir verlegten uns von Hasle nach Rønne, um am kommenden Tag eine bessere Ausgangsbedingung für die Überfahrt zu haben. Wind aus südlicher Richtung bedeutet aufkreuzen nach Rønne. So kamen dann doch noch knapp 9sm unter Segel zusammen. Der Wetterbericht stimmte wie in den letzten Tagen nur in groben Zügen. Der angekündigte Regen blieb völlig aus, schönes Wetter. So nutzten wir die Zeit noch einmal für einen ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt.
Es gibt sie doch, die versteckten Gassen, Blumen vor den Häusern, in den Doppelglasfenster diverses ausgestellt … und …. wir bekamen noch einmal so ein richtig dänisches Eis.
Nach einem typischen Bornholm Souvenir gefragt, bekam ich die Antwort “Trolle”. Ich solle doch mal in dem Buchladen nachschauen. Irgendwie erinnerten mich die Darstellungen in den Büchern an die Bedeutung dieser Bilder in Norwegen. Na jedenfalls bekam ich dort meine Trolle.
Zum Abend frischte der Wind auf, bei gut 20kn war schon richtig Musik im Hafen. Ob sich dies tatsächlich zum Morgen hin legt?

Die kürzeste Nacht des Jahres ging zu Ende als wir aufstanden. Wir nahmen uns Zeit und fuhren gegen halb sechs aus dem Hafen. Der Wetterbericht oder sagen wir die verschieden Quellen waren etwas unbestimmt. Mit einem etwas mulmigen Gefühl legte ich doch noch die Strecktaue aus und wir bereiten uns vor, das erste Reff zu setzen.
Es ging auch ohne. Bei richtig gutem Wind im Schnitt mit 10kn ging es auf 210° Richtung TSS Adlergrund. Da am kommenden Tag Regengebiete aufziehen sollten, wollten wir direkt nach Kröslin segeln.
Die ersten 40sm ging es richtig gut vorwärts.  Mit etwas über 6kn Fahrt kamen wir gut voran, aber dann ging der Wind weg. Wir versuchten es noch mit dem CodeZero aber auch der half nur noch eine halbe Stunde. Dann packten wir ein und es ging mit Maschine weiter.

Der Kurs passte perfekt, super sonniges und warmes Wetter. Schade nur das der Wind einschlief. Erst an der Greifswalder Oie hatten wir wieder 8kn achterlichen Wind. Zog da noch ein Regengebiet auf? Schwer zu sagen, ob der Wetterbericht mal stimmen sollte? Die Sonne schien noch, aber der Himmel füllte sich zusehends. Wir wollten endlich ankommen und ließen die Maschine weiter brummen.
Nach gut 14 Stunden legte wir in Kröslin an und hatten noch Zeit klar Schiff zu machen. Nach einer wieder erwarten doch recht ruhigen Nacht ging es am Vormittag wieder nach Hause.

Bornholm ist eine sehr interessante Insel. Wir haben sie nur gestreift. Der erste Eindruck war super und mit etwas mehr Zeit im Gepäck ist man wetterunabhängiger und kann sicher 2 Wochen für eine Rundfahrt einplanen. Die interessanten Häfen sowie die Ausflugstips des Hafenführer (liegt vor Ort aus) laden regelrecht dazu ein. Kulinarisch wäre da sicher auch noch was zu entdecken.


  • Sassnitz – Rønne (50sm), Lücke zw. Windpark „Wickinger“ und Baufeld für den neuen Windpark
  • Rønne – Kröslin (70sm), westlich TSS „Adlergrund“ und östlich Greifswalder Oie
  • Hafenführer: www.havne.bornholm.dk (liegt in den Häfen aus)
  • Marina Kosten: 1 Nacht, 7-10m = 244 DKK
  • Nützlich:
    • ein Muringhaken (mit Verschluss)
    • Heckanker

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