2020 Segeln mit COVID-19

Die Saison 2020 begann für uns erst am 25. Mai also gut 2 Monate später. Die Winterarbeiten waren auch noch kurzfristig nachzuholen. 
Für Ende Juni war eigentlich Urlaub in den Schären geplant. Eine Woche mit Segelfreunden hin, Crewwechsel und dann 2 Wochen in Familie.
Aber mit COVID-19 kam alles anders als gedacht. Die Flüge für den Crewwechsel waren gestrichen, der Urlaub auf 2 Wochen gekürzt und 2 Wochen Quarantäne waren jedem Schweden-Heimkehrer angedroht. Die Blekinge-Schären fielen aus. Also was machen?

Andreas hatte noch rechtzeitig Glück und konnte von Petronell (A) über Tschechei anreisen. Also starteten wir zur ersten Woche pünktlich von Kröslin mit Richtung Westen. Alternatives Wunschziel: Lübeck. In einer Woche hin, dort irgendwo Crew-Wechsel und dann wieder zurück. Doch dann kam wieder alles anders, denn auch das Wetter war irgendwie infiziert …

Erster Tag. Ziel Seedorf oder Lauterbach.

Wir segelten Rtg. Landtief. SW-Wind zw. 5-6 Bft, zunehmend und nachdem wir aus dem Schutz der Untiefen raus waren, stand eine ganz ordentliche Welle auf dem Bodden. Hart am Wind, kaum Fahrt – das machte nicht wirklich Spaß. Wolgast Traffic gab obendrein noch eine Starkwindwarnung für den Bodden raus. Das war dann zu viel des Guten und nach gut 2 Stunden drehten wir in Richtung Sassnitz ab. 
In der Prora Bucht gut anderthalb Stunden später schlief der Wind jedoch überraschend eine. Bevor er wieder mit alter Kraft auffrischte, lagen wir gegen 16:00 Uhr sicher in Sassnitz.
Dort haben wir uns am Abend in dem bekannten Italiener mit einer richtig guten Pizza belohnt.

Für den zweiten Tag war ähnliches Wetter angesagt. Bornholm wäre sicher drin gewesen. Wegen COVID-19 hätte man 6 Nächte vorreservieren müssen, dafür reichte unsere Zeit nicht. Wir entschlossen uns mit Halbwind nach Greifswald zu segeln. Mit Sonne wäre es ein sportlich schöner Tag geworden. Mit Vorwind, aber kaum Sicht ging es an den Bädern vorbei. Da war leider nicht viel zu sehen für Andreas und dann ab „Nordperd“ ging die Sause ab. Keine Stellnetze, quer durch zum Landtief und fast durchgehend mit Rumpfgeschwindigkeit bis kurz vor Wieck.
Die Schiffsglocke meldete „Segelspaß“ … Je mehr wir nach Greifswald kamen, klarte auch das Wetter auf. Die alte Zugrücken in Wieck passten wir fast perfekt ab.

In Greifswald dann schönster Sonnenschein und da wir schon vor 16:00 Uhr am Chartersteg anlegten, hatten wir noch Zeit für einen Stadtbummel.
Die schöne Hansestadt verführte uns zu einer Kaffeepause auf dem Marktplatz. Wir bummelten noch durch die Altstadt und ich konnte mich noch an ein paar Dinge meiner Geburtsstadt erinnern.

Am Montag ist das Ziel: Gustow. Wir mussten aufkreuzen, was bis zur Fähre in Schaprode richtig gut ging. Dann entschlossen wir uns den Rest gegen den Wind mit Maschine zu fahren. Trotz Ferienzeit gab es bislang keine Probleme mit einem Liegeplatz. Wir starteten immer zeitig am Morgen und hatten dadurch noch etwas Zeit die Gegen zu erkunden. Heute wanderten wir durch den Wald der Halbinsel Drigge. Von der anderen Seite kann man über die Wamper Wiek sehr schön den Rügendamm sehen. Die Wamper Wiek ist auch als Ankerplatz geeignet, das werde ich sicher mal ausprobieren.
Am Abend entspannten wir auf dem Boot.

Am nächsten Morgen entschieden wir uns kurzfristig die Ziegelgrabenbrücke (Rügendamm) um 08:20 Uhr zu nehmen. Keine Zeit für das Frühstück, die Brötchen blieben beim Hafenmeister. Der Wind kam aus Nordwest um die 3 Bft, gerade richtig, um noch gut durch die Fahrwasserrinne zu segeln. Eine schmale Rinne, deren Ränder an einigen Stellen nur knietief sind.
Bis zur Rassower Bucht kamen wir recht gut voran und mussten dort etwas mit dem Vorwind kämpfen. Ein Versuch an der To#3 abzukürzen, eine Ecke die lt. Karte ausreichend Tiefe zeigt, ließ uns kurzzeitig durch Schlamm rutschen. Uff.
Die Strecke von Gustow nach Wiek sind wir fast vollständig gesegelt.

Der Wieker Hafen ist geteilt und wird durch 2 Hafenmeister bewirtschaftet. Wir bogen in den gut ausgeschilderten linken Hafen ein. Wir lagen super an einem Fingersteg mit Blick auf die ehemalige Kreideverladebrücke. Diese wurde in den Anfangsjahren des ersten Weltkrieges gebaut, aber nie in Betrieb genommen. Der Hafenmeister rechter Hand war wohl kaum zu sprechen – also Glück gehabt.
Wir besichtigten den verschlafenen Ort. Schade nur, dass trotz der Einschränkungen durch Corona die Gaststätten an ihren Ruhetagen festhielten. Wir wurden erst nach einiger Zeit im Hafen fündig und ließen anschließend den Abend bei eine Flasche Rosé ausklingen.

Der nächste Tag – ein Schwachwindtag. Nur einen kurzen Schlag zur Insel Hiddensee, es ging nach Kloster. Da wir schon mittags auf der Insel waren, wanderten wir auf den Dornbusch.

Wir speisten richtig gut in der Pension&Gaststätte „Zum Klausner“.
Von dort führte uns eine Treppe herab. Wir wählten den Rückweg unterhalb der Steilküste. Eine schöne Wanderung, die Andreas immer wieder dazu verleitete „seltene“ Steine zu sammeln und Flugversuche zu unternehmen.

Der Versuch noch eine zünftige Sanddorntorte zum Kaffee zu genießen, hinterließ ein eigenartiges Gefühl. Wir wurden sozusagen als letzte Gäste aus dem Garten gedrängt. Hiddensee war schon immer etwas speziell. Jammern über Corona aber gleichzeitig schon so „satt“ am Anfang der Saison. Naja.
Der Hafen in Kloster war und ist für mich immer ein super Anlaufplatz aber die Corona-Maßnahmen waren hier doch etwas überzogen. Das Sanitärgebäude wurde um 18:00 Uhr zugesperrt, d.h. nachdem die Tagesgäste die Insel verlassen hatten, mussten die wenigen Hafengäste mit den alten Sanitäranlagen (1 Dusche) vorliebnehmen.

Am Donnerstag kam der Wind wieder zurück, nur leider aus der falschen Richtung. Der Ostwind anfangs so um 3 Bft frischt bis 5 Bft auf, aber es wurde endlich warm.
Rund Rügen hätte eine lange Kreuz bedeutet, weshalb wir uns für die bequemere Umrundung von Hiddensee entschlossen.
Ein schöner Segeltag nach Barhöft. Mit super Aussicht auf den Leuchtturm „Dornbusch“ verabschiedeten wir uns von Hiddensee.
Das Ziel Lübeck oder wenigstens Warnemünde hatte ich inzwischen verworfen, da in der folgenden Woche das Wetter schlechter werden sollte und ich Birgit dieses nicht zumuten wollte.
In Barhöft war ich noch nicht, also Neuwasser.


 

 

 

 

 

 

 

Der sanierte Hafen machte einen super Eindruck. Ich wollte unbedingt in die zweite Reihe damit der Wind nicht ins Cockpit bläst und musste mich beim Anlegen kräftig anstrengen. Die „Anja“ lässt sich bei Wind nur schwer über den Steuerbordbug drehen.
Heute war endlich ein Bad in der „Ostsee“ möglich. Der Strand in Barhöft sah verlockend aus. Die ersten 10 Meter waren flach und sandig aber dann standen wir unversehens bis zum Knien im Schlamm. Zum Glück waren die Sanitärräume schon offen, so dass wir nach dem Baden duschen konnten.
Wir wanderten auf den Aussichtspunkt mit einer sehr schönen Aussicht auf die Gegend aber restaurantmäßig ist in Barhöft nicht viel los. So blieb leider nur die Bootskost.

Die Woche verging viel zu schnell. Heute am Freitag ging es wieder nach Gustow. Vorher wollten wir noch in Stralsund einkaufen.
Damit der Weg kurz blieb, legte ich im Stadthafen an der Kopfpier an. Schnell in die Innenstadt zum EDEKA. Dort wurden wir durch die Corona-Maßnahmen ausgebremst. In all den Tagen vorher, half es die Maske in den Läden/Restaurants zu tragen. Jetzt hieß es anstehen und auf den Einkaufswagen warten. Es klappte aber alles prima und wir konnten wie geplant die Brücke um 12:20 Uhr nehmen.
Nach dem Anlegen gleich ein neuer Badeversuch. Diesmal erfolgreicher, d.h. der Strand neben dem Hafen erwies sich als „Standsicher“.
Ein Seglerpaar verriet uns einen Geheimtipp. Jeden Freitag wird (wild) Wild gegrillt. Dazu muss man ca. 3km zu einem Landgasthof laufen. Eine ganz rustikale Veranstaltung, d.h. wie bei Muttern wird der Teller mit Salat gefüllt und dann konnte man direkt am Grill Würste aus Wildschwein/Reh bzw. Reh und Wildschweinstücke wählen.
All you can eat. Wir waren anschließend echt „genudelt“ und der Weg zurück half uns ein paar der Kalorien wieder loszuwerden.

Am Samstag war Crewwechsel. Wir putzten die „Anja“ und nutzen die Zeit für ein kurzes Hafentraining. Andreas konnte im Schnellverfahren mal all die Übungen in Vorbereitung auf Anlegemanöver in der Box probieren.
Birgit und André kamen Nachmittag aus Berlin mit dem VW-Up, damit ging eine schöne Woche mit Andreras zu Ende.
Andreas brachte Birgit noch schnell zum Strand und fuhr dann mit dem Up zurück nach Berlin. Nach einer Zwischenübernachtung in Berlin hatte er Glück und schaffte die Strecke Berlin/Petronell in etwas über 6 Stunden.
Wir – jetzt in Familie – mussten nach dem Baden erstmal die Sachen verstauen.

Am Tag 1 nach Andreas war noch schönes Wetter angesagt. Der Wind sollte passen und wir machten uns auf nach Lauterbach. Also Wind … war eigentlich nicht da, mal in „Böen“ maximal um die 2 Bft. Also sind wir fast die ganze Strecke mit dem Motor gefahren. Gerade mal 4sm gesegelt.
Über den Bodden verfolgt uns eine dicke Wolke. Die angekündigte Wetteränderung war schon zu spüren.

Der Hafen in Lauterbach war erstaunlich leer. Eine Gelegenheit für Andre Anlegen zu üben. Als erstes in der Mittelgasse und dann in der etwas engeren Gasse vor den Floating Houses. Natürlich immer so weit wie möglich zum Ufer hin, damit der Weg zu den Sanitäranlagen kurz blieb. Das klappte richtig gut.
In Lauerbach angelegt, kümmerten wir uns gleich ums Abendessen. Das kannte ich inzwischen, d.h. man musste wegen Corona immer rechtzeitig reservieren.
Der Kormoran war ausgebucht also andere Seite von Lauterbach ins Fisch&Steakhouse. Zum Auftakt ein super Fischessen. Für Birgit ein weiter Weg in den Stadthafen, den sie tapfer meisterte.
In Familie hieß dann für mich auch Karten spielen – da musste ich jetzt durch und es macht auch Spaß, wenn ich mal gewinnen durfte.

Der letzte Tag mit gutem Wetter (lt. Wetterbericht) stand uns bevor. Moderater Wind aus SSW-SW. Schönstes Segelwetter mit dem Ziel Sellin. Wir segelten außen um Vilm, zwischen den Untiefen im Süden durch, immer in kürzester Sichtweite zu Insel. In der Harving änderte ich dann meine Meinung. Wenn die nächsten Tage richtig kräftiger Wind aus West kommt, würde es wohl auch in Sellin etwas ungemütlicher werden. Also auf zum Forellensteg in Seedorf.
Einparken wie gewohnt, d.h. mit Schmackes durch die Dalben und dann lagen wir sicher am Forellensteg. Am Abend wieder Kartenspiel bei einer schönen Flasche Wein aus Petronell.

Am kommenden Tag Wind wie vorhergesagt. 6 Bft, Böen deutlich darüber und wechselhaftes Wetter. Es wurde merklich kühler. Wir fuhren mit den Stadtbus nach Sellin. Dort waren massenhaft Urlauber unterwegs. Einmal bis zur Seebrücke hin und zurück und Birgit war nach gut 4 km Strecke völlig geschafft. Nichts ging mehr.
Wir mussten relativ lange auf den Bus zurück warten und brauchen erstmal etwas zum Aufwärmen.

Am Mittwoch wurden wir beim Ablegen gefilmt. Das NDR Nordmagazin war am Forellensteg und wir waren sogar für ein paar Sekunden in den Bericht zu sehen.
Bei noch immer gutem Wind, der direkt auf die Harving stand, ging es raus mit Maschine bis wir querab zur Entmagnetisierungstation die Segel setzten. Die Welle war noch ganz ordentlich und kurz vor dem Flachwasser in der Peenemündung musste Birgit doch mit der Übelkeit kämpfen. Dann waren wir zurück in unseren Heimathafen.

Da für die kommenden Tage keine Wetteränderung in Sicht war, schoben wir nochmal einen Hafentag ein und nutzen diesen für eine Ausflug. Statt mit der Fähre rüber nach Peenemünde ging es mit dem Auto auf die Insel bis an den Hafen heran.
Naja. Die Besichtigung des U-Boots war schon interessant, aber man kommt nur auf das erste Deck und dafür ist der Eintrittspreis schon recht happig. Auf dem Rückweg besuchten wir die Schmetterlingsfarm. Sehr heiß!! Sehr interessant, viele Falter in bunten Farben. Besonders auffällig die blauen Schmetterlinge.
Die Farm kann man guten Gewissens empfehlen.

Am Freitagvormittag doch noch richtig gutes Segelwetter. Wir machten einen „Hausschlag“ über Ruden bis raus zum Landtief und wieder zurück.
Dann war Putzen angesagt und zum Abend erwarteten wir von unser Segelmacherin den angekündigten CodeZero. Zum Glück ist Windstille so dass wir den CodeZero mal hochziehen können. Mit einem Unterliek um 7,5m ein riesiges Tuch! Bis max. 8ktn Wind soll es gehen, da bin ich gespannt.
Gemeinsam vertilgten wir die Reste an Wein und Bier.

Am Samstag räumen wir noch etwas auf und bringen André nach Stralsund.
Zwei schöne Wochen Urlaub sind wie im Fluge vergangen.

Strecke: 229sm (68sm Maschine

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