Wir hatten die Yacht gerade erst vom Vorbesitzer übernommen, wollten gleich das schöne Wetter ausnutzen und uns mit dem Boot vertraut machen. Von Anfang an war geplant, den festen Propeller gegen einen Flexofold zu tauschen und diese Gelegenheit sollte dann auch gleich zur (Um)Taufe genutzt werden. Ja – wir hatten uns zur trotz aller widrigen Gerüchte und Prophezeiungen zur Umbenennung entschlossen. Bei unserem erstem Boot fiel es uns leicht den Namen beizubehalten aber den etwas zu persönlichen Namen „Arfi“ haben wir ersetzt. Aus „Arfi“ wurde am 21.Juni dann „Anja“.
Am Abend konnten wir die Taufe noch mit einem befreundeten Paar begießen. Den darauffolgenden Tag nutzten wir, um noch ein paar Dinge zu klären und dann ging es raus zu einem kleinen Schlag.
Sonntag waren unsere Nachbarn eingeladen, die freundlicher Weise auch gleich noch ein paar Sachen nachbrachten. Eine typische WinWin Situation. Bei super Wetter (Wind N-NO, 3-4 Bft, kaum Welle) segelten wir raus zum Landtief und dann noch zurück auf der Peene bis nach Wolgast. Ein rundum gelungener Tag.
Zum Sundowner bekamen wir dann noch Besuch von der Familie Schwan mit ihren Jungen.
Am Montag übten wir Heckanlegen, tankten, akualisierten die SW des Plotter und weil das alles so gut ging fuhren wir noch rüber zu Fish and Chips nach Freest.
Dienstag ging es dann früh raus. Wir wollten rüber nach Lauterbach. Birgit steuerte bis zur Knaackrückenrinne. Wir hatten achterlichen Wind 12-14 kn und wenig Wellen. Ups – der Tiefenmesser stieg ausgerechnet im engen Fahrwasser aus – ob das mit dem SW-Update zusammenhing?
Nach gut 4,5 Stunden waren wir in Lauterbach. Ein bekanntes Revier und so störte auch der immer mal wieder aussteigende Tiefenmesser nicht wirklich. In Lauterbach war um diese Zeit noch viel Platz, so dass wir am Steganfang einen guten Platz bekamen. Das Anlegen mit dem Heck klappte dank der langen Bugleinen ohne fremde Hilfe. Es war sehr warm.
Der kurze Durchgang über die Bahngleise zum Stadthafen war schon einige Zeit versperrt, aber trotzdem gingen wir noch zum Kiosk der Fischereigenossenschaft. Fischbrötchen in Lauterbach – irgenwie schon eine Tradition.
Eine Wetteränderung kündigte sich an. Wir brachen also wieder früh auf und wollten die Ziegelgrabenbrücke in Stralsund um 12:20 Uhr schaffen. Leider blieb der versprochene Wind völlig aus. Totale Windstille, warm und … Unmengen von Insekten. Das kannten wir ja schon vom Vorjahr aber so warm war es ja bislang nicht. Also hieß es durchhalten und hoffen, dass sie irgendwann wieder verschwinden. Die Sonne tat ihr übriges, so dass wir die kleinen Viecher getrocknet abfegen konnten.
Ca 3/4 des Weges gab es kaum Wind und wenn dann nur direkt von vorne. Erst auf den letzten 5 Meilen frischte dieser aus West auf. Das half uns dann auch nicht mehr also einen kompletten Tag mit Maschine.
Wir warteten noch gut 10 Minuten an der Brücke und waren eines der ersten Boote die durchfuhren. Viel Platz in der Stadtmarina. Wir wählten den Steg 8, der etwas dichter an dem provisorisch eingerichteten Sanitärcontainer lag.
Sohnemann holte uns nach der Arbeit zum Eis ab und wir bummelten noch durch Stralsund. Eine ganz schön lange Strecke für Birgit. Zur Belohnung ging’s ins Restaurant „Fischermannns“.
Das Wetter wurde tatsächlich etwas unbeständiger. 5-6 Bft am nächsten Tag, den wir für einen Besuch des Ozeaneums nutzen.
Zurück auf dem Schiff habe ich den gesamten Kommunikationsbus zurückgesetzt und alle Geräte neu intialisiert. Das sollte wohl helfen. Naja, das Bus-System lief wieder stabiler, d.h. andere Fehlermeldungen bleiben aus, aber der Tiefenmesser ließ sich nicht wirklich beeindrucken. Er führte nach wie vor ein Eigenleben. Am nächsten Tag super Segelwetter. Wir kreuzten hoch zum Hiddenseefahrwasser, was auch bis vor der Gellenrinne richtig Spaß machte. Dann sollte die Fock rein, d.h. die Segel runter – aber Schiet!!! – die Fock klemmte. Wie wir das geschafft hatten – keine Ahnung – aber eine Schlaufe in der Furlex hatte sich im Gehäuse verirrt, kein Überläufer, sondern zwischen den beiden Schalen. Es ging nichts mehr! Die Fock ließ sich auch nicht einfach bergen – also aufrollen von Hand. Gegen den Wind eine Herausforderung. Vor dem Wind ging es ganz gut. Dazu die Schot von der Selbstwendefock gelöst und eine Leine am Segelhals befestigt und immer Schlag für Schlag um das Vorstag bis wieder alles aufgerollt war.
Das war es dann mit Segeln, wir fuhren wieder mit Maschine. Wenn der Tiefenmesser mal mitspielte nervte er mit Tiefenalarm aber wir kammen super an und konnten uns wieder eine gute Box aussuchen. Der Anleger gelang diesmal richtig super. 100% Treffer und dann noch Hilfe vom Steg. Ich war begeistert und ging gut motiviert an die Reparatur der Furlex. Nach gut einer Stunde funktionierte wieder alles. In Kloster wollten wir 2 Tage bleiben.
Ein Sportfreund hatte uns den Kapitänsabend angekündigt und wir wollten eigentlich in der Ostsee baden. Es war ja nach wie vor recht warm, nur hatte uns der Wind am nächsten Tag den Spaß verdorben. Es war uns dann doch zu kalt.
Wiek, Ralswiek, Glowe standen zur Auswahl für die nächsten Tage. Die Windprognose verhieß aber stärkeren Wind und so beschlossen wir am Sonntag erstmal Richtung Glowe vor zu segeln. Auf Höhe Arkona wollten wir uns dann entscheiden.
Da wir schon gegen Mittag dort waren segelten wir nach Sassnitz weiter. Für Dienstag war starker Wind aus West angesagt und lt. Hafenführer sollte in Glowe dann Schwell im Hafen stehen. Querab zu den Kreidefelsen holte uns der vorhergesagte Windreher ein. Kreuzsee vom Feinsten und dazu noch die Fallwinde von der Insel. Nach ein paar Versuchen mit gerefften Segel den Nachmittag entspannt ausklingen zu lassen, gaben wir auf und fuhren die letzte Meile mit Maschine. Der Wind stand schon kräftig längs über den Hafen.
In Sassnitz wieder das schon bekannte Spiel. Die ganz großen Boxen haben wie gemieden, aber die 14m Boxen sollten es dann doch sein, um ein paar Meter am Steg zu sparen. Mit etwas Hilfe von unseren Nachbarn bekammen wir die Leinen gut sortiert und lagen sicher im Hafen bevor der Wind stetig zunahm. Sassnitz = Italiener 😉 am Abend.
Da für den nächsten Tag Böen von mindesten 7 Bft angesagt waren, nutzten wir die Zeit für eine Stadtbesichtigung. Die Altstadt wurde schön restauriert und bei dem Rundgang fiel dann gleich noch die Abendveranstaltung mit ab.
Wir konnten ein Taxi nach Ralswiek organisieren und fuhren zur Vorstellung rüber. Ein schönes Spektakel. Die Taxifahrerin holte uns anschließend direkt vorm Eingang wieder ab.
Am Mittwoch dann endlich wieder Segelwetter – oder sagen wir – für mich. Der Wind hatte auf NW gedreht und wir lagen jetzt endlich sehr ruhig im Hafen. Auch bei schwachen Wind kann man dann die Nachbarn beim Ablegen beschäftigen …
Das 2. Reff war schon gesetzt. Mit schönem achterlichen Wind ging es vorbei an den Seebädern. Rauschefahrt bis querab von Göhren. Dann mußten wir auf Halbwind in Richtung Landtief. Zum Glück standen keine Stellnetze, so dass wir auf kürzesten Weg vorankamen. Die Böen hatten stark zugenommen, zeitweise über 22..25kn und als wir dann auf Vorwind durch das Landtief mußten, reduzierte ich auch die Fock. Aus dem Windschatten vom Thiessower Haken kommend, traf uns die volle Welle vom Bodden. Die angesagten 1,3 Meter waren es bestimmt und natürlich waren auch die entsprechenden größeren Wellen über 2 Meter dabei. Abkürzen war nicht drin, wir hätten parallel zu den Wellen fahren müssen, was sicher unangenehm gewesen wäre.
Also komplett durchs betonnte Landtieffahrwasser und dann Wellerreiten zur Peene.
Lt. Navionics schafften wir auf einem dieser Surfs 8,7 kn.
An der Knaackrückenrinne hatte sich die See beruhigt. Also alles wieder normal und Birgit konnte aufatmen. Sie hatte es super gemeistert. Der Wind war auch im Hafen noch recht stark ablandig und ich tat mich etwas schwer mit dem Anlegen. Aber dass war dann auch geschafft und ohne Schäden ging unser erster Törn mit der „Anja“ zu Ende.
Fazit: Man muss relativ zeitig bei der Hanse 325 reffen, sonst schiebt man ganz schön Lage. Mit der Elektronik und der SW muss ich mich noch beschäftigen – ansonsten sind wir sehr zufrieden mit den Boot.