2017 Weserbergland

Prolog

Auch 2017, d.h. vom 25. Mai bis 06. Juni, so weit weg wie möglich? …

Das Berliner Umland ist schon interessant genug, schon ein paar Kilometer aus der Stadt raus, in den Wald oder ans Wasser setzen, reicht um den Kopf frei zu kriegen. Wir waren in diesem Jahr schon in Altfriedland bei Hohen Neuendorf und waren begeistert. Also diesmal Urlaub „zu Hause“. Damit sich die Reisevorbereitung lohnte, entschieden wir uns für das Weserbergland, auch weil diese Gegend als eines der schönsten Radwandergebiete gilt.

Hameln

Nur 380 km zu fahren und das noch fast „geradeaus“, bzw. von Ost nach West. Diesmal passten wir auf und berücksichtigten die in unseren Breiten übliche Mittagspause. Sozusagen Punkt 15:00 Uhr kamen wir auf dem Campingplatz Hameln an. Gutes Wetter hatte viele Camper zum langen Wochenende herausgelockt. Am Himmelfahrtstag war der Platz also schon sehr gut gefüllt. Wir hatten uns angemeldet und bekamen einen guten Platz, sozusagen in der dritten Reihe nicht weit von dem neuen Sanitärhaus entfernt.

Die Bewirtschaftung des Platzes hatte vor über einem Jahr gewechselt. Sanitärhaus war also schon neu aber die Restauration sollte erst im Spätsommer öffnen, d.h. die Bauarbeiten waren noch im vollen Gange. Es gab ein sehr gutes WLAN zum stolzen Preis von 1,50€ pro Tag. Für 6 Nächte zahlten wir insgesamt 170€, Strom pauschal. Aus unserer Sicht ist der Platz eine Empfehlung wert.

Was bleibt einem übrig, wenn man ohne Vorbereitung anreist … Also Freitag versuchen wir uns erstmal zu orientieren. Als erstes zur Touristeninformation am Innenstadtring. Von dort gingen wir über die Fußgängerzone in Rtg. Schauglasbläserei und kamen gerade noch rechtzeitig zur Vorführung. Die Herstellung eines Trinkbecher mit kleinen Luftbläschen ( Sodapulver ) wurde gezeigt. Erstaunlich viele Arbeitsschritte – sehr interessant vorgeführt, sah es ganz einfach aus.

Bei dem anschließenden Bummel durch die Einkaufsmeile fielen ein paar bequeme Schuhe für Gitti ab.Zum Abend luden wir unsere Campingnachbarn! Sabine & Christoph zum Kartenspiel ein.

Der folgende Tag war den „geplant“, also eine Radtour Weser aufwärts, in Richtung Bodenwerder. Gegen den Wind schaften wir es bis Daspe und aßen auf der Rücktour an der Grohnder Fähre Mittag. Dort hatten wir von Terrasse einen sehr schönen Blick über die Weser nach Grohnde.

Mit der Gierseilfähre ging es auf die andere Seite. Wir wollten eigentlich das Amtshaus besichtigen, suchten aber an der falschen Stelle. Naja, also zurüch, um das Atomkraftwerk herum nach Hameln. Auf der Weserbrücke in Emmerthal heulte der Wind richtig unheimlich in allen Dehnungsfugen. Die Tändernschen Warte lud uns zu einem letzte Halt für Kaffee und Kuchen ein. Nach ca. 53km waren wir an unseren Wohnwagen zurück.

Der Akku von Birgits Rad hatte trotz Wind gerade so durchgehalten und sie war Stolz über die bewältigte Strecke.
Abends dann Romme Rückrunde bei unseren Nachbarn.

Die Stadtbesichtigung legten wir auf den Sonntag, d.h. wir folgen den Rattensymbolen im Pflaster. Ein relativ langer Fußweg für Birgit. Ziel war das Leienschauspiel am Hochzeitshaus. Die Sage des „Rattenfänger“ wurde geboten. Trotz anfänglichem Nieselregen hatten sich doch viele Zuschauer eingefunden.

Birgit konnte direkt am Mischpult sitzen und bei dann bestem Wetter erlebten wir eine kurzweilige Darbietung.
Wir bummelten anschließend noch durch die Fußgängerzone, eine kleine Runde auf der anderen Weserseite und ließen den Tag auf dem Campingplatz ausklingen (gammeln J).

Bis Rinteln sollten es nur 50km sein. Das schaffen wir! Vorsichtshalber packent wir das Ladegerät mit ein und machten uns dann uns auf den Weg. Dem Weserradweg folgend, mit einem Abstecher zum Stift Fischbeck. Die gepflegte Anlage ist bie heute ein Frauenstift.

Die Fahrt bis Rinteln war eigentlich relativ leicht und zügig bestanden. Zur Mittagszeit waren wir in der Fußgängerzone und aßen vor dem Ratskeller. Hier konnten wir auch den Akku etwas nachladen. Er hatte schon etwas mehr abgegeben als geplant. Eine sehr schöne Innenstadt mit vielen, sehr gut erhaltenen/restaurierten Fachwerkhäusern.
Die ausgiebige Pause bekam nicht nur dem Akku gut. Zurück ging es bis zur Fähre Großenwieden auf der anderen Seite der Weser. Die Hitze (30+) setzte uns ganz schön zu und außerdem war das linke Ufer erstaunlich hügelig. Die Fähre in Großwieden war eigentlich auch eine Gierseilfähre, die trotzdem mit Motorunterstützung den letzten Meter (schneller) bewältigte. Die Rücktour zog sich dann ganz schön hin …  keine offenen Raststätten (Montag L) aber etwas Schiebehilfe verbesserte die Motivation auf den teilweise geraden Strecken und so schafften wir noch einen kleinen Einkauf in Hameln. Dann waren wir erschöpft zurück. Rund 59km und das bei einem Hitzerekord im Mai. Die Nacht wurde hochsommerlich warm mit 21 Grad.

Für den Dienstag hatte sich eine Wetteränderung angekündigt. Es sollte merklich kühler werden und Gewitter sollten folgen. Wir wollen trotzdem noch einen kurzen Ausflug wagen und nahmen uns das Rittergut Hämelschenburg vor. Laut Google eine Radtou von nur 11,8 km. Anfangs weseraufwärts und dann auf der linken Weserseite, tlw. durch den Wald aber kurz vor dem Rittergut auch mit einer ganz schönen Steigung. Birgit verschaltete sich und kam nicht schnell genug vom Rad runter – Bruchlandung! Zum Glück im weichen Waldboden.

Die Hämelschenburg mit Wirtschaftsgut und Mühle befindet sich in Privatbesitz. Eine sehr schöne, gepflegte Anlage. Wir verzichten auf eine Besichtigung der Burg und genossen stattdessen das noch immer sehr schöne Wetter in der Anlage.

Wie immer auf dem Rückwind kräftiger Gegenwind. Er hatte gefühlt um 180 Grad gedreht. Wir hatten wohl nicht die optimale Strecke von Google gefunden. Am Ende standen dann 32km auf dem Tracker.

Zum späten Nachmittag ging es nochmal schnell in die Stadt. Gitti wollte noch in ein Outlet und fand tatsächlich eine passende Kombination. Dann hielt uns für den Rest des Tages das erste mal der Regen gefangen.

Mittwoch, 31. Mai – wir wollten weiter und fuhren nach oben, besser flußabwärts, d.h. in den Norden. In Minden kamen wir wegen einer Baustelle nicht dicht genug an das Wasserkreuz heran. So fiel die Besichtigung aus und uns blieben nur im Vorbeifahren ein kurzer Blick auf die Brücke und eine Schachtschleuse.
Unser Zeitplan geriet auch etwas aus den Fugen. Wir waren dadurch zu früh, d.h. 10 Minuten nach 13:00 Uhr am Campingplatz, dürfen das Gespann noch auf den Parkplatz stellen. Dann wurde die Schranke mit einer Kette und Vorhängeschloss gesichert. Mittagsruhe! JWD.

Bremen

Der Campingplatz „Juliusplate“ hatte im Umland von Bremen, unserem eigentlichen Ziel, die besten Bewertungen im Netz. Fam. Brammer war sehr freundlichen und hilfsbereit. Allerdings bei der Camping-ordnung und der Mülltrennung kam dann der trockene norddeutsche Charme durch, oder gab es da schwäbische Wurzeln. Pfennigfuchser würden wir sagen.
Der Platz liegt im Überschwemmungsgebiet, d.h. nur durch einen Sommerdeich geschützt. Im Herbst wird alles ausgebaut und im Frühjahr wieder installiert. Einfache aber saubere Sanitäranlagen. Kein WLAN auf dem Platz aber an der Rezeption. Absolutes Alleinstellungsmerkmal waren allerdings die
10 Cent für warmes Wasser zum Geschirrwaschen. Das hatten wir noch nie!!!
Da verursachte die rigide Mülltrennung und die diversen Verhaltenshinweise nur noch ein innerliches Grinsen. Für 6 Nächte zahlten wir insgesamt 128€, inkl. Stromverbrauch. Der Komfort ist durch die Lage etwas eingeschränkt, aber wir würden ansonsten kann man den Platz gut empfehlen.

Die Mittagspause überbrückten wir mit einem Mittagessen direkt an der Weser. Zum Glück gab es auf beiden Seiten der Fähre ein Hotel. Von der Terrasse konnten wir dem Treiben der Weserfähren (B74) zuschauen. Alle 10 Minuten wechselten zwei orangefarbene Fähren die Seiten. Zur Einstimmung auf den Norden versuchte Jens es mal mit Labskaus … das war ein einmaliger Versuch.

Um 15:00 Uhr folgten wir dem „Follow Me“ Fahrrad und wurden auf einen ganz angenehmen Platz eingewiesen.

Am Donnerstag wollten wir das gute Wetter wieder für eine Radtour nutzen. Zufällig entdeckten wir mit Frau Brammer, das die „Oceanis“ auf den Weg nach Bremerhaven ab dem 1. Juni wieder Halt in Farge macht. Das passte hervorragend, denn die ca. 50 km zurück, sollten mit dem angekündigten Nordwind gut zu machen sein.

Halb zehn ging es mit der Fähre rüber. Am Anleger lag allerdings ein Schiff des WSA, weshalb wir vorsichtshalber anriefen, ob sie uns wohl mitnehmen würden. Alles klar. Auf dem Schiff stießen wir mit einem Glass Prosecco auf unseren Hochzeitstag an und unterhielten uns auf dem Sonnendeck ganz angenehm mit einer Wahlbremerin.
Pünktlich um 12:00 Uhr landen wir in Bremerhaven an. Ein kleiner Rundgang am alten Hafen, inkl. Fischbrötchen sollte genügen. Wir waren uns, ob des Rückweges nicht ganz sicher und wollten die Kräfte lieber für die Radtour aufheben.

Der Kassierer der Fähre nach Blexen hatte ein Problem mit den Behindertenausweis/Begleitperson mit Beiblatt für den öffentlichen Personenverkehr. Wir sparten uns jede Aufregung und wollten uns den Tag nicht verderben lassen.

Der Rückweg ging ganz gut, allerdings wegen Baustellen am Deich mit einigen Umleitungen gespickt. Die Radwege im Weserbergland waren irgenwie besser ausgeschildert. Mal vor dem Deich mal dahinter, neben der Hauptstraße und manchmal half uns nur der Blick in die Karte, um nicht zu weit vom optimalen Weg ab zu kommen. Die Brücke des Huntesperrwerk sollte erst in einer halben Stunde schließen, also nahmen wir einen kleinen Umweg in Kauf. Wenn wir das gewußt hätten, ein experimenteller Weg! Neben den Bahngleisen und über eine Bahnbrücke immer nur auf einem sehr schmalen, unebenen Pfad auf dem sich zwei Räder nicht begegnen konnten. Stop and Go sozusagen.

Gegen 17:30 waren wir zurück, etwas zu früh fürs Abendessen. Trotzdem fuhren wir vor zum Restaurant. Ab 18:00 Uhr machte die Küche auf. Das Warten fiel uns in dem Schein der untergehenden Sonne nicht schwer. Ein schönes Abendessen rundete den Tag ab und wir hatten 51km auf dem Rad absolviert.

Wie jeden Tag gönnten wir uns wieder ein schönes Frühstück. Es war wieder schönes Wetter angesagt. Nach der langen Tour am Vortag, wollten wir es etwas ruhiger angehen und fahren etwas später in Rtg. Vegesack.
So richtig erinnern konnten wir uns nicht an unseren Aufenthalt zum Wanderrudertreffen (2000). Wir legten eine kurze Rast in der gläsernen Werft ein. Ursprünglich war mal geplant ein Schaufenster einzurichten. Es gab aber nur das Restaurant mit Blick auf die gegenüberliegende Werft von Lürssen, wo ein schöne große Jacht (80 m?) an der Pier lag.
Die Vegesacker Weserpromenade, der Stadtgarten ist sehr schön angelegt. Alter Hafen, Schulschiff Deutschland und das war es dann schon. Die Aufbauarbeiten für das Hafenfest liefen bereits und wir fühlten uns nicht so richtig zum Verweilen eingeladen, also machten wir uns auf den Weg zurück.
Mit der Fähre wieder auf „unsere“, der linken Seite. Links nach Binnenordnung, Steuerbord-Seite nach Seeordnung. In Berne angekommen, fuhren wir noch mal eben beim EDEKA vorbei. Das sollte es für den Freitag an Unternehmungen gewesen sein. Immerhin auch wieder 26km.

Der Campingplatz hatte sich merklich gefüllt. Die Wetteraussichten waren nicht so ganz gut, paßten also zu unserem Programm. Wir wollten nach Bremen. Gegen 11:00 Uhr waren wir im Parkhaus Mitte, unweit des Rathauses und entschlossen uns an eine Rathausführung teil zu nehmen.

Anette machte dies auf eine sehr lustige, erfrischende Art, so dass die 45 Minuten im Nu um waren. Zu viel, um alles wieder zu geben aber die Kaiserzimmer blieb in Erinnerung. Eine Besonderheit ist eine Tugenddarstellung mit einer Jungfrau die eine Schlange und einen Spiegel hält. Beides einzeln wäre eine Sünde (Verführung/Eitelkeit). Zusammen ist es die Weise Voraussicht. Ein Spiegel von zwei Damen lankiert. Die linke Dame mit offenen Buch, die darin ließt ist die Vergangenheit. Die rechte, mit verbunden Augen und eine geschlossen Buch mit sieben Siegeln, stellt die Zukunft dar. Der Spiegel in der Mitte ist die Gegenwart.

Wir liefen zum Dom inkl. Turmbesteigung (Jens: nicht zu empfehlen, doppelt vergittert), Stadt-musikanten, Glockenspiel, Martinianleger mit der „Alexander v. Humboldt“ und machten einen Bummel durch das Schnoorviertel, nur unterbrochen mit einem Mittagessen im Ratskeller.
Geschafft J Am späten Nachmittag ging es wieder zurück.

Pfingstsonntag gab es das Frühstück etwas später. Traditionell spielte auf dem Campingplatz ab 11:00 Uhr eine Jazzband und dies wieder bei schönstem Wetter. Pfingstkonzert mit Bier und Bratwurst, wer sagt’s denn.
Zum Kaffee fuhren wir zum „Melkhus“, gleich um die Ecke hinter dem Deich. Dort gab es vorwiegend Milchprodukte. Leckeren Quark, Milchshake, Käsespieße und natürlich Kaffee und Kuchen.
Gut 8,5km Bewegung. Zurück wieder etwas zum Schmunzeln. An der Einfahrt ein neues Schild zur Organisation der „großen Abreise“.

Am Pfingstmontag flohen wir vor dem Abreiserummel und machten eine Radtour nach Harrier Sand. Eine Insel abgegrenzt durch den rechten Nebenarm der Weser.
Kein guter Auftakt, Stopp an einem Abzweig und Bruchlandung weil Gitti nicht schnell genug regieren konnte. Nachdem wieder alles sortiert war, ging es etwas zögerlich weiter. Unser erstes Ziel der U-Boot Bunker „Valentin“ hatte geschlossen. Der Bunker war von den Nazis vorgesehen als Endmontagefabrik für U-Boote. Die Einzelteile sollten angeliefert und in kürzester Zeit montiert werden. Den Bunker hat aber wohl nie ein U-Boot verlassen.

Hinter der dem Deich geht es mit kräftigen Schiebewind weiter. Nach gut 1,5 Stunden waren wir am Restaurant „Strandhalle“ und nahmen erst einmal ein Mittagessen zu uns. Von der Terrasse hatten wir einen sehr schöne Blick über die Weser von Brake bis nach Bremerhaven.

Der schöne Wind hatte viele Segler angelockt und als Kontrast kam tatsächlich noch ein größerer Pott rein.
Nach dem Essen nutzten wir die Fähre Guntsiet, die ob der vielen Passagiere entgegen dem Fahrplan ständig hin und her fuhr.
Die Rücktour gegen den Wind war etwas schwerer und so entschlossen wir uns am Huntesperrwerk diesmal die Brückenschließung abzuwarten. Das Huntesperrwerk ist eines von 3 Sperrwerken, welches nach den Sturmfluten 1956/57 und den anschließenden Maßnahmen gebaut wurde.

Vom Sperrwerk war es nicht mehr weit bis zum Melkhus. Das kannten wir ja schön und genossen nochmal den frischen Kuchen, Milchshake und Fruchtquark. Nach 38,5km waren wir wieder zurück.

Mit all den kleinen Strecken in Hameln ohne Aufzeichnung hatten wir gut 300km zurückgelegt. Ein ganz schöne Leistung für Birgit.
Da alles schön trocken war, nutzten wir die Zeit am Nachmittag und packten schon mal etwas ein. Der Wetterbericht könnte ja recht behalten und der Regen tatsächlich über Nacht einsetzen.

Am nächsten Tag ging es über Haumburg ohne Stau zurück. Uns hat das gesamte „Weserland“ sehr gut gefallen.

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