Segelwochenende vom 25.-28. Juli 2024
Im Nachgang zu unserem gemeinsamen Törn fragte Jens mich, ob ich Lust hätte „3 Worte“ zu schreiben. Ja, das hatte ich. Nur bei den wenigen Worten wird es leider nicht bleiben. Hier also ein kleiner Rückblick …
Ende März 2024 hatte ich mich bei Jens erfolgreich angemeldet für ein Mitsegeln auf der „Anja“, seiner in Greifswald vor der Insel Rügen liegenden Hanse 325 (Länge 9,63 m, 3,30 m Breite). Direkt neben der Hansewerft. Die Vorfreude begann. Als Wiedereinsteiger versuchte ich meine Segelkenntnisse in der verbleibenden Zeit soweit aufzufrischen, dass ich nicht nur zum Kartoffelschälen in die Kombüse abkommandiert werde.
Greifswald – Gustow – Lauterbach – Greifswald
Am Donnerstag, 25. Juli 2024 war es dann soweit. Fahrt von Berlin nach Greifswald. Der Geburtsstadt von Caspar David Friedrich, in der – wie überall – das 250. Geburtsjahr gefeiert wird. Ankunft gegen 18:20 Uhr nach einer staufreien Anfahrt im Marina Yachtzentrum. Vollbepackt. Und ein nicht geringer Teil war meine Überlebensausrüstung für eine größere Expedition. Man weiß ja nie. Es wurden dann doch nur die angedachten knapp drei, für mich sehr lehrreichen, spannenden und unterhaltsamen Tage. Die „Anja“ sollte uns die nächsten 3 Nächte und Tage beherbergen. Zunächst stand noch ein kurzer Besuch bei den Kuttern mit Fischbrötchen an. Ein Muss an der Ostsee. Beseelt von Matjes und Bier ging es dann an die Vorbereitung der Segelyacht. Ich bekam die auch für zwei Personen ausreichende Bugkabine. Sehr gemütlich. Ich habe die drei Nächte geschlafen wie ein Seebär. Und nach drei Tagen ohne Rasur sah ich auch wie einer aus.
Am nächsten Morgen, Freitag, 26. Juli, frühes Aufstehen. Wie auch die kommenden Tage. Während ich in der langsam sich räkelnden Innenstadt von Greifswald gegen 7:30 Uhr beim Bäcker für Brötchen sorgte, begann Jens mit den Vorbereitungen für den Törn. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es unter Motor los Richtung der Brücke in Wieck, die pünktlich um 10:00 Uhr öffnete. Dann weiter auf den Greifswalder Bodden. Nach Setzen der Segel segelten wir bei bewölktem Himmel und Wind lautlos dahin mit ca. 4 bis 6 Knoten, maximal kurzzeitig 7,5 Knoten. Zunächst nördlich bis kurz hinter die Ansteuerungstonne Greifswald, dann weiter WNW. Skipper Jens überließ mir auch größere Strecken das Ruder und gab hier und da hilfreiche Ratschläge. Ich war sehr zufrieden mit diesem ersten Segeltag, als wir gegen 14:30 Uhr nach Durchfahren des Strelasunds am Naturhafen in Gustow auf Rügen, unweit von Stralsund einliefen. Als Segler eines Jollenkreuzers mit wenig Tiefgang ist es doch eine Umstellung, beim Segeln mit einer Segelyacht mit festem Kiel und einem Tiefgang von 1,85 Meter genau auf die Tiefenangaben auf dem Plotter achten zu müssen, damit man nicht unsanft abstoppt. Das frühe Ankommen – nach rund 30 km / 16 nm wie an allen 3 Tagen – sicherte uns einen Hafenplatz. Schnell noch Brötchen für den nächsten Morgen geordert und dann gingen wir zu Fuß eine ¾ Stunde zum Gutshaus Kajahn (https://www.hotel-gutshaus-kajahn.de/): Grillabend mit Wildspezialitäten ab 18:00 Uhr. Wir ließen es uns gutgehen. Am Tisch saß auch noch ein älterer Segler aus Hamburg und es wurde das Seemannsgarn ausgepackt …
Am nächsten Morgen, Samstag, 27. Juli, ging es wieder früh los. Ein üppiges Frühstück vor dem Ablegen musste aber sein. Um kurz vor 10:00 Uhr legten wir ab. Die Hafenmanöver übernahm wie immer Jens. Leider war der Wind noch sehr müde und schlief ein. So haben wir uns entschieden, ihn ruhen zu lassen, den Segeln einen Ruhetag zu gönnen und mit dem Motor unser nächstes Ziel, Lauterbach, anzusteuern. Ein vielen Briseanerinnen und Briseanern bekannter Ort für die Segelausbildung. Ankunft ca. 14:30 Uhr. Zahlreiche Segelboote vor Ort. Es gab aber noch einen freien Platz für uns.
In einer Art größerem Strandkorb mit Tisch am Hafen in Lauterbach gab es dann wieder … Na was schon? Fisch. Gut gestärkt zeigte Jens mir das gesamte Gelände der Wasserferienwelt Lauterbach (www.im-jaich.de). Zurück auf der Yacht gab es einen gemütlichen Abend mit Klönschnack – auch wenn wir beide keine Plaudertaschen sind – und vielen Partien des Kartenspiels „6 nimmt“, bei denen es darum geht, möglichst wenig Ochsen zu sammeln. Dazu gab es verschiedene kleine Whiskyfläschchen zum Testen. Gegen 21:00 Uhr zeigte sich der Hafen in einem wunderschönen rötlichen Schimmer der Abendsonne. Zeit, Kraft zu tanken für den kommenden Tag.
Am Morgen des Sonntag, 28. Juli gab es starken Regen und Gewitter. Also Abwarten auch noch nach dem reichlichen Frühstück. Um 10:45 Uhr hieß es dann Leinen los, Segel setzen und zurück Richtung Greifswald. Ein wunderbares Segelwetter mit 17 Knoten Wind, der Jens zum Reffen des Großsegels veranlasste, ohne erkennbaren Geschwindigkeitsverlust. Weiter am Wind Kurs SSW Richtung Greifswald bei frischer Brise und Seegang. Der schönste Segeltag, der die Flaute des Vortags vergessen ließ.
Die Kombination aus Wind und Welle war jedoch eine Herausforderung beim Ansteuern. Nach dem Bergen der Segel kurz vor der Einfahrt in den Hafenbereich von Wieck ging es weiter mit dem Motor. Die halbe Stunde Wartezeit bis zur Öffnung der Brücke um 14:00 Uhr verbrachten wir seitlich liegend und die restlichen Vorräte verzehrend an zwei Dalben. Als es soweit war, durften erst noch alle Boote seewärts durch, dann fuhren wir rund eine halbe Stunde mit vielen anderen Booten Richtung Marina. Nach Ankunft Packen, Boot fertig machen und um 16:30 Uhr ging es dann wieder mit dem Auto heimwärts nach Berlin. Durch einen Stau mit Stopp & Go – Verkehr kamen wir erst gegen 20:20 Uhr bei Jens an. Geschafft. Herzlichen Dank, Jens, für diese Erfahrung!
Rezension: Jederzeit wieder! Eine Empfehlung für alle, die in netter und fachkundiger Gesellschaft auf einer Segelyacht auch mal Ostseeluft schnuppern wollen.
Ahoi!
Kay Wollgast