mit GOOR auf der “Ostwind”
Am 18. Juli war Einschiffen zur unserem SKS Törn in Lauterbach angesagt. Wir schafften es trotz erstem dichten Ferienverkehr rauf auf Rügen und waren pünktlich um 16:00 Uhr am Büro. Der Skipper war schon da, also die Yacht und Kojen belegen. Es fehlten noch zwei, so dass wir: Steffi, Matthias, Steffen und ich (Jens) uns für die Achterkojen entscheiden konnten. Endrik, unser Skipper war ganz entspannt, keine weiteren Vorgaben – erstmal “Einziehen” und anschließend machten wir uns ans Einkaufen. Lebensmittel/Getränke für eine Woche bunkern. Steffi hatte schon eine Liste vorbereitet und von unseren beiden Nachzüglern wurden keine besonderen Wünsche gemeldet. Also los zum nächsten Netto. … WOW … der Kofferraum vom XC60 war komplett bis unter das Dach voll !! Ob das mal reicht?
Zurück vom Einkauf waren auch Franzi und ihr Papa Patrick da. Wir waren komplett – auf einer Bavaria 45 – der “Ostwind” von der Segelschule GOOR also mit 7 Mann/Frau Besatzung.
Die Musikanlage funktionierte 🙂 und Einweisung war für den nächsten Tag angedacht.
Die letzte Mahlzeit gab es für mich am Morgen noch in Berlin, mein Magen knurrt inzwischen deutlich und endlich gab es ein Fischbrötchen. Wir verstauten alles und gingen zu viert auf einen kurzen Abendsnack zum Hafen. Kein Imbiss mehr offen – also doch noch ins Restaurant und richtiges Abendessen.
Mit Steffen in der engen Koje, das war etwas gewöhnungsbedürftig, aber es ging erstaunlich gut.
Sonntag: Wir waren beide Frühaufsteher, dass passte. Steffen ging joggen und ich übernahm den Brötchendienst. Frühstück im Freien, das Cockpit bot Platz für alle. Naja – Endrik brauchte eigentlich bloß einen Kaffee.
Endrik bot uns zwei Routen an, Richtung Polen, d.h. freies Wasser oder als Alternative Richtung Hiddensee/Rund Rügen mit schwierigem Fahrwasser. Wir wollten ja lernen und entschieden uns für Hiddensee.
Das Wetter sollte an diesem Tag durchwachsen sein. Davon ließen wir uns nicht beeindrucken und machten die Yacht segelklar. Endrik kannte das Schiff selbst auch nicht, nichts beschriftet, also ausprobieren wozu die Leinen da waren. Dies war schnell geklärt, dann ging es bei WS 3/4 in Richtung Strelasund, erstes Ziel Einfahrt Stralsund. Bis zum Strelasund ging das Wetter noch. Abkürzen war lt. Karte nicht drin. Das GPS System sollten wir nicht benutzen. Dann also ran und die frisch gelernte Navigation mit der Karte anwenden, damit wir ohne Grundberührung in den Strelasund kamen. Das Wetter wurde schlechter, es regnete und so langsam lichteten sich die Reihen im Cockpit.
Steffi versorgte uns mit Finger Food und zw. Fähre und Ziegelgrabenbrücke schafften wir (Steffen und ich) es ganz gut alleine. Nur einen Einhandsegler musste wir ziehen lassen.
Vor der Brücke wollten wir die Zeit noch mit Manöver (Wende, etc.) überbrücken. Alle wieder oben, und anschließend ging es mit dem Grosssegel durch die offen Hubbrücke. Endrik nutzte die Gunst der Stunde – kurzer Halt gleich nach der Brücke – und holte aus seiner Yacht ein paar wärmere Sachen ;-). Wir machten direkt im Stadthafen fest, Stadtbummel war angesagt und am Abend ging es in die “Werkstatt”.
Naja so ein Niedergang kann hinterher ganz schön steil werden ….
Montag: Der Tag begann mit Anlegemanövern unter Maschine, direkt neben der “Gorch Fock”. Ausreichend Publikum inklusive. Anschließend ging es bei gutem Wind hoch zum Wittower Fahrwasser. Bei WS 5/6 machten wir richtig Fahrt und Endrik liess sich nicht lange bitten – trotz engem Fahrwasser wurde getrimmt und wir kämpften uns langsam an die Spitze. Wir schafften so ungefähr 8kn – mehr war eigentlich nicht drin.
Auf den hochgeklappten Bodenbretter stehend um die Kränkung auszugleichen – das hat mich am Steuer beindruckt. Endrik liess uns viel alleine machen, Teamgeist war angesagt.
Ab dem Wittower Fahrwasser hatten wir Vorwind und es wurde ruhiger. In Stralsund gab es noch Karten für Störtebecker am Dienstag. Endik, wollte jedoch die Hafengebühr sparen und zeigen, dass er der versprochene “Ankerfuchs” war, weshalb Ralswiek noch nicht auf dem Plan stand. Als Tagesziel steuerten wir das Seglerheim in Grubnow an. Schon beim Verlassen des Fahrwassers hatten wir eine erste Grundberührung. Drehung(en) um 360 Grad! Dann waren wir durch. Endrik war sich sicher, dass die Tiefe bis zum Seglerheim ausreichte. Wir kreuzten auf so weit es ging, dann mit Maschine und langsamer Fahrt auf ein paar unscheinbare Bojen zu. Der Tiefenmessern stand schon eine Weile bei “0”. Zum Glück kam uns ein freundlicher Anwohner entgegen, erklärt die Bedeutung der Bojen und lotste uns vor das Seglerheim – geschafft.
Naja, noch nicht ganz – die Ankerwinsch war futsch (hätten wir wohl mal ausprobieren sollen). Also Kette raus und von Hand belegen, nicht so ganz einfach, aber wir kriegten es hin. Der Wind war noch so stark, dass sich in dieser kleinen Bucht sichtbar Wellen bilden und die Yacht schwojet ganz schön hin und her. Das Risiko war groß, dass wir doch noch in dem Schilfgürtel trieben. Deshalb sollte eine Achterleine zu den Dalben vor dem Seglerheim gelegt werden. Steffen und ich kämpften uns mit dem Schlauchboot rüber. Der Tampen war zu kurz und musste verlängert werden. Neuer Anlauf und es kam zum Finale, bei dem Steffen den Dalben umklammert und ich im Schlauchboot mit der Leine in der Hand hoffte, dass der Plastespiegel des kleinen Schlauchboot dem Druck unter meinen Füßen standhielt – das wäre echt was für YouTube, wenn wir hier im Wasser landeten – aber, wir schafften es!
Die Segler waren sehr hilfsbereit und fuhren uns mit dem Pkw nach Vieregge, dort gab es ein gemütliches Abendbrot und zurück ging’s zu Fuß durch den Wald vorbei an den ehem. Aussichtsturm. Wir hatten uns mal wieder erfolgreich dem Dosenessen erwehrt 😉
Dienstag: Der Motor schob uns aus den Schlick. Der Kampf zuvor mit dem Anker war allerdings nicht ohne. Wir mussten zu dritt den “Dreckberg” hoch ziehen, reinigen und die Kette wieder befestigen. Die Winsch war so fest, dass es ausreichte die Kette wieder genau einzulegen. Dann hing das dreckige Ding über dem Steven.
Der Wind hatte etwas nachgelassen, so richtig super für Segelmanöver. Im Jasmunder Boden übten wir Wenden / Halsen / Aufschießer – jeder mehrmals durch und auch hier mit Einlage. Als wir nach Ralswiek wollten, ließ sich die Fock nicht einrollen. Die Fock runter ging ja noch, aber hoch, eine echte Plackerei. Da es schnell gehen mußte, blieb uns nichts anderes übrig, als uns an der Winsch abzuwechseln. Kaum war die Fock oben, war sie wieder verklemmt. Endrik tickte aus … das ganze Manöver nochmal. Ich hätte nicht erwartet, dass man beim Segeln derartig ins Schwitzen kommen kann.
Die Einfahrt nach Ralswiek war etwas trickreich, man musste unbedingt die Untentiefentonne auf der richtigen Seite umrunden! Der Hafen war gut belegt und wir reservierten uns einen Platz am Stegende.
Ein kleiner Imbiss (Fischbrötchen) und es ging wieder raus. Für den Nachmittag waren nochmals Segelübungen, inkl. “Mann über Bord” angesagt.
Am Abend sollte es in die Störtebecker Festspiele gehen. In Grubnow war noch Freilufthygiene – bei einem Zentimeter Wassertemperatur – angesagt. In Ralswiek konnten wir die guten Sanitäranlagen nutzen und endlich wieder warm duschen.
Mittwoch: Frische Brötchen.
Wenig Wind aber es reichte noch für ein paar “Mann über Bord” Manöver, dann ging es mit Maschine zum Fahrwasser vor Hiddensee. Endrik kannte da eine super Bucht zum Baden! Wir ankerten unterhalb von Plogshagen und waren nicht alleine. Die Ankerkette bereiteten wir diesmal schon vor und gaben noch 1..2 Meter dazu. Als Ankergrund war Sand ausgewiesen, also richtig einrucken und er saß. Endrik, Franzi und Patrick gingen mit dem Schlauchboot an Land. Wir anderen genossen die Stille und ich glaube wir hatten die erste richtig gute warme Mahlzeit an Bord, so dass auch hier der Kühlschrank etwas entlastet wurde ;-). Baden und reichhaltiges Abendessen mal ohne Soundanlage.
Matthias hatte sich durchgesetzt, anstelle Rund Rügen (inkl. Nachtfahrt) sollte es am nächsten Tag wieder zurück über den Strelasund gehen. Wir wollten zeitig in Lauterbach sein, um die Zeit noch für weitere Segelmanöver zu nutzen.
Donnerstag: In der Nacht frischte der Wind auf. Am Abend zuvor hatte er mehrmals die Richtung gewechselt, so dass wir uns um den Anker drehten. Der Wind weckt mich in der Nacht. Ankerkontrolle um ca. 01:30: Jens, dann Steffen, Endrick und als Patrick gegen 04:00 draußen war, war es zu spät. Ohne Kollision waren wir lautlos durch alle durchgetrieben. Kein Rucken o.ä. der Anker kam ruhig hinter der Yacht hinterher. Ich durfte Endrik wecken, der es erst nicht glauben wollte. Wir holten den Anker, oder sagen wir besser das Krautbüschel ein – unfassbar.
Wir waren zwei Stunden vor unserer Zeit und segelten im Sonnenaufgang Richtung Stralsund.
In der Morgendämmerung waren die Fahrwasserbojen schwer auszumachen aber mit der aufgehenden Sonne wurde es immer besser.
Die Brückenöffnung um 05:20 Uhr war nicht zu schaffen, aber dafür war genug Zeit für ein Frühstück im Hafen mit frischen Brötchen. Endrik manövrierte uns um 08:20 Uhr unter vollen Segeln durch die Ziegelgrabenbrücke und legte sich dann hin. Ich hatte als erstes Ruderwache und wir wechselten regelmäßig, dass bis zum Ende des Strelasund jeder mal steuern musste. Die Bavaria war bei Vorwind und ohne große Fock nicht sehr schnell. Damit wir in dem Seglerfeld Raum gewannen, mussten wir uns anstrengen. Kurz nach Mittag waren wir dann in Lauterbach.
Unten rum war im Nachhinein doch eine gute Entscheidung. Wer weiß was das bei dem Wind in der Nacht geworden wäre. Schlafen wäre sicher überhaupt nicht drin gewesen. Auf der anderen Seite hatte wir Glück, denn die Ziegelgrabenbrücke war ab dem 25.07. wegen eines technischen Defekts mehrere Tage geschlossen.
Im Hafen übten wir Anlegen unter Maschine und hatten nochmals das Vergnügen mit unserer Fock, hoch und runter. Das kannten wir ja schon, nur hatte sie sich diesmal vertütert – auch nicht schlecht, also immer gut darauf achten, wie sie abgelegt wird.
Nach einer kurzen Mittagspause, ging es wieder raus für “Mann über Bord” Manöver.
Freitag: PRÜFUNG
Für Patrick entspannt, denn er wurde nicht geprüft und half uns beim Einholen des “Mann” oder “Mensch” wie man jetzt sagen musste.
Um 09:00 Uhr ging es los. Wir legten ab und übten noch bis 11:00 Uhr ein paar Manöver. Zur Vorbereitung auf die Theorie und mögliche Wetterfragen hatten wir uns eine Tageszeitung mit einer schönen Grafik (Wetterfronten) geholt und schon mal die Erklärung geprobt.
Der Prüfer kam an Bord. Die wohl übliche Belehrung und ein paar Vorgaben für die Manöver mit dem ersten Schreck. Beim Maschine Manöver durfte ab Höhe Bug (“Mensch”) die Maschine nicht mehr verwendet werden, aber das Boot konnte noch treiben …
Ich darf als erster zur Theorieprüfung und liege voll mit unserer Tageszeitung daneben. Wow! Das eigentlich heraufziehende Tief mit Wetterverschlechterung war nicht auf der Karte zu sehen, wohl aber im Seewetterbericht. “Sie haben doch ein Smartphone, oder!” Kollektive Fehleinschätzung – die praktischen Übungen hatten alle bestanden. Endrik interveniert nochmal wegen dem Wetterbericht für den Prüfungstag. Dann das Zittern.
== Alle bestanden !! ==
Die weiteren theoretischen Fragen wurde richtig beantwortet und die Wetterinterpretation für den Prüfungstag stimmte ja auch … uff. Ich bekam als einzigster schon meinen Schein, die anderen mussten noch die Theorie abschließen.
Eine super Woche ging mal wieder viel zu schnell zu Ende. Franzi und Patrick reisten schon am Abend ab und wir ließen es beim Hafenfest in Lauterbach so richtig ausklingen.
Am Samstag noch Restefrühstück und Ausräumen, dann ging es wieder nach Hause.
Übrigens Wasser muss man nicht so viel bunkern 😉